Als Künstler authentisch zu sein, klingt eigentlich selbstverständlich. Aber was heißt das überhaupt?Was mir zum Thema Authentizität als erstes in den Sinn kommt, ist, dass ich zu 90% eigene Fotos als Grundlage für meine Kunstwerke benutze. Dementsprechend zeigen meine Bilder und Scherenschnitte Menschen und Orte, denen ich persönlich begegnet bin. Somit haben sie zum Teil einen dokumentarischen Charakter, transportieren aber auch die Emotionen, Atmosphäre, Farben, Stimmung und Gedanken, die ich in ihnen sehe oder sehen will.
Es ist der individuelle Blick auf die Welt, der geteilt werden möchte.
Ich sehe Schönheit in alltäglichen Dingen und Menschen und bringe diese durch die Umsetzung in Kunstwerke zum Ausdruck. Ich freue mich, wenn die Betrachter meiner Kunst diese Schönheit durch die Transformation deutlicher wahrnehmen können.
Das Grundgefühl ist ein bisschen das von einem kleinen Kind, das etwas findet und stolz sagt „Guck mal Mama, was ich gefunden habe.“
Während der Kunstproduktion selbst stellt sich die Frage nach Authentizität eigentlich nicht. Ich bin alleine im Atelier, wähle meine Motive und überlege, wie sie sich am besten umsetzen lassen. Ich kann dabei tun und lassen, was ich möchte. Ich kann einfach sein. Limitiert bin ich dabei höchstens von meinen eigenen Fähigkeiten und den Eigenschaften der Farben.
Die einzigen Gelegenheiten, bei denen ich mich konkret nach Authentizität gefragt habe, sind bei Gruppenausstellungen zu bestimmt Themen.
2013/14 gab es zum Beispiel ein großes Projekt mit wunderbaren Kollegen zum Ersten Weltkrieg. Zu diesem Thema hatte ich keinerlei persönlichen Bezug und so fand ich die Ideenfindung schwierig. Zum Glück hatte mein damaliger Partner eine Briefmarkensammlung, in der sich auch gestempelte Feldpostmarken befanden. Diese fand ich ansprechend und interessant genug, sie in Scherenschnitte umzuwandeln. Es waren die ersten Scherenschnitte, die ich erstellt habe und räume ihnen daher eine große Bedeutung innerhalb meines Schaffens ein. Allerdings empfinde ich sie Rückblickend als recht bedrückend und eben kein wirklich authentisches Werk von mir.
Ich fand es seitdem immer etwas zweifelhaft, Bilder zu bestimmten Themen zu gestalten, da sie nie das sind, was ich „normalerweise“ produzieren würde. Trotzdem sind solche Projekte wunderbar, um den eigenen Horizont zu erweitern.
Inwiefern sind dagegen die Pixel Porträts der Queen authentisch? Sie sind nicht nach eigenen Fotos entstanden. Ich habe sie 2011/2012 in Australien gemalt. Dort war ich von Bildnissen der Queen umgeben. Auf Geldscheinen und Stücken, im Fernsehen, auf Kissen, praktisch überall war sie präsent. Und durch die Hochzeit von William & Kate war die mediale Aufmerksamkeit zu der Zeit besonders hoch. Und der ganze Pomp und Glanz um diese Ikone war für mich für eine gewisse Zeit interessant.
Zudem sah ich zu der Zeit viele abstrakte Kunstwerke der Aborigines. Mit ihren leuchtenden Acrylfarben auf schwarz grundierter Leinwand waren sie sehr mystisch und fremd. Bereits zuvor hatte ich mit verpixelten Porträts gearbeitet und so war diese Bilderreihe über die Queen ein natürlicher und authentischer Prozess, um die verschiedenen Eindrücke zu verarbeiten und zu kombinieren.
Einen Mangel an Ideen oder Motiven gibt es bei mir nicht. Eher ist die Zeit zu knapp, alles umzusetzen. Irgendwann ist der Moment verpasst und neue Ideen stehen im Vordergrund.
In den letzten Wochen beschäftigt mich auch die Theorie, dass wir Künstler eigentlich „nur“ Geburtshelfer der Ideen/Bilder sind. Das sie als Ideen bereits im Raum um uns herum existieren. Wenn wir uns entspannen und offen sind, dann kommen sie zu uns als Inspiration. Dann fühlen wir uns von der Muse geküsst oder als hätten wir einen Download erfahren. Und wenn wir die Idee nicht rechtzeitig umsetzten, zieht sie weiter zu jemand anderem.
Diesen Gedanken finde ich sehr befreiend, denn dann dann muss ich mir keine Gedanken darüber machen, ob ich als Künstler gut, außergewöhnliches oder herausragendes leiste. Dann geht es einfach nur darum, mit Freude die Arbeit zu erledigen, die ansteht, und das ganze Bewerten getrost anderen zu überlassen.
Das bringt mich der ursprünglichen Freude wieder ein ganzes Stück näher. Mal schauen, was ich demnächst so finde und teilen kann.
PS: Hast du dir die Pixel Portraits schon angesehen?
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